Im Gespräch mit MaxSolar über die Entstehung und Planung eines der größten Solarparks in Bayern und in ganz Deutschland beweist der Projektentwickler, dass Energiewende ganzheitlich funktionieren kann: Sonnenenergie wird zu Strom, Wärme und E‑Mobilität. Ein Vorzeigeprojekt der Extraklasse!
SonneSammeln: Mit 125 MWp ist Bundorf einer der größten Solarparks in Deutschland. Was waren die ersten Schritte bei der Umsetzung dieses großen Projekts? Und wer gab den ersten Impuls?
MaxSolar: Auf Wunsch des Gemeinderats fand im Juli 2020 ein Treffen auf der Fläche statt, bei dem die gesamte geplante Parkfläche umfahren wurde. Im Anschluss daran stellten sich die Firmen MaxSolar GmbH und EGIS eG im Gemeinderat Bundorf im Rahmen einer Gemeinderatssitzung vor. Nach anfänglicher Skepsis entstand ein reger Austausch und erste Ideen für eine realisierbare Flächenkulisse für PV, Fernwärme und eine E‑Ladeinfrastruktur wurden ausgetauscht.
SonneSammeln: Wie wurde das Projekt in der Öffentlichkeit aufgenommen?
MaxSolar: Die Bürgerinnen und Bürger waren anfangs skeptisch, aber als klar wurde, dass die Einnahmen der Gemeinde jedem Ortsteil zugutekommen und es ein überzeugendes Gesamtkonzept gibt, standen sie auch hinter dem Projekt. Die Zustimmung von Bürgermeister, Gemeinderat sowie den Anwohnern war riesig.
Der Landtagsabgeordnete Steffen Vogel bezeichnete es als „bemerkenswert“, dass ein solches Projekt einstimmige Zustimmung im Gemeinderat gefunden habe. Dies sei nicht überall der Fall. Es gebe genügend Widerstände gegen den Ausbau erneuerbarer Energien. In Städten sei hierfür kein Potenzial vorhanden, weshalb sich hier eine Chance für den ländlichen Raum ergebe. Die Steuereinnahmen für die Gemeinde seien ein positiver Nebeneffekt.
“Die Energiewende kann nicht ohne den Rückhalt der lokalen Bevölkerung erfolgreich sein.”
SonneSammeln: Das Projekt in Bundorf ist der bisher größte Bürgersolarpark in Deutschland . Gab es seitens MaxSolar Bedenken, einen Anteil von 30% der Solarparkfläche in Bürgerhand zu geben?
MaxSolar: Ganz im Gegenteil. Große Freiflächen-PV-Anlagen stoßen mancherorts auf großen Widerstand. Aktive Teilhabe der Bürgerinnen und Bürger an den Anlagen vor Ort verändert die Perspektive auf die Energiewende grundlegend. Die Energiewende kann nicht ohne den Rückhalt der lokalen Bevölkerung erfolgreich sein. Widerstände und mangelnde Akzeptanz verhindern die zügige Umsetzung solcher Projekte. Je mehr Teilhabe an der Energiewende vor Ort möglich ist, desto mehr Akzeptanz erfährt sie in der Region. In Bundorf haben wir die Energiewende von Anfang an ganzheitlich gedacht. Es entsteht ein nachhaltiger Wertschöpfungskreislauf in der Region. Finanziert von vielen Bürgerinnen und Bürgern, Stiftungen, Vereinen und Kommunen aus ganz Deutschland investieren wir in Bundorf in die Energieversorgung der Zukunft. Die Gemeinde profitiert durch die Zahlung von Gewerbesteuern und die Bürgerinnen und Bürger in Bundorf erhalten eine Alternative zu Öl und Gas für ihre Heizung. Die Mitglieder der EGIS eG genießen die attraktive Dividende. Somit ein Win-Win für alle Beteiligten.
SonneSammeln: Der im Solarpark Bundorf erzeugte Strom wird in das allgemeine Stromnetz und das Fernwärmenetz eingespeist. Im Rahmen der Gesamtplanung für Bundorf als “Energiedorf” wurden auch mehrere Ladesäulen in der Gemeinde installiert. Wie kam es zu diesen vielfältigen Verbrauchsarten? Wer gab den Anstoß?
MaxSolar: Wir zeigen mit diesem Pionierprojekt die Möglichkeiten der Sektorenkopplung von Energie, Wärme und E‑Mobilität auf. Diese vielfältigen Möglichkeiten wurden dem Bürgermeister und dem Gemeinderat vorgestellt und angeboten.
SonneSammeln: Wie hat MaxSolar es geschafft, gleich mehrere unterschiedliche Verpächter zu überzeugen, ihre Flächen für das Projekt freizugeben? Seid ihr auf Widerstände gestoßen?
MaxSolar: Wir konnten mit unserem ganzheitlichen Konzept im Vergleich zu anderen Projektierern überzeugen. Dieses Konzept sorgt für eine breite Akzeptanz und damit für eine höhere Umsetzungswahrscheinlichkeit bei den Flächeneigentümern.
SonneSammeln: Wie lang dauerte es von der Idee bis zur Eröffnung des Solarparks?
MaxSolar: Es vergingen weniger als zwei Jahre von der ersten Projektskizze bis zur Umsetzung. Die Idee zu einem der bislang größten Freiflächenparks in Bürgerhand entstand 2020. Im September 2022 fiel der Startschuss für den Bau samt Umspannwerk auf insgesamt 125 Hektar Fläche. Laut Bürgermeister Hubert Endres war das Projekt ein Glücksfall für Bundorf. Bis Ende 2023 wurden das Fernwärmnetz und die Ladesäulen für E‑Fahrzeuge in Bundorf errichtet und fertiggestellt, so dass zu Beginn 2024 in Bundorf die Energiewende der Zukunft mit lokaler Wertschöpfung Realität wurde.
“Freiflächensolarparks und Biodiversität können Hand in Hand gehen”
SonneSammeln: Bundorf, im Landkreis Haßberge, ist eine der Regionen mit besonders geringem Niederschlag und langen Trockenzeiten in Bayern. Inwiefern hat das eine Rolle bei der Flächengewinnung und/oder Projektentwicklung gespielt?
MaxSolar: Die Fläche ist für die Nutzung eines Solarparks prädestiniert, da die Bodenqualität mäßig und die Gegend zudem äußerst niederschlagsarm ist. Der geringe Niederschlag und die langen Trockenzeiten stellen eine wachsende Herausforderung für die landwirtschaftliche Nutzung der Ackerflächen dar. Die Region wird daher als eines der „benachteiligten Gebiete“ eingestuft. Das bedeutet, dass die landwirtschaftlichen Flächen aufgrund von Faktoren wie Bodenqualität oder topografischen Gegebenheiten (z. B. Hanglagen) nur geringe Erträge erzielen können oder schwer nutzbar sind. Gemäß der Länderöffnungsklausel des Erneuerbaren-Energien-Gesetzes (EEG) können die Bundesländer entscheiden, ob sie den Bau von PV-Parks in diesen Gebieten gestatten. Die Gemeinde hat deshalb umgedacht und innerhalb kürzester Zeit ein Energiewende-Projekt mit Vorzeige-Charakter geschaffen.
SonneSammeln: Hat MaxSolar bei Planung und Bau des Projekts auch Rücksicht auf die Natur genommen und z. B. biodiversitätsfördernde Maßnahmen umgesetzt?
Wir von der MaxSolar sind überzeugt davon, dass wir durch die richtige Bauweise und Pflege unserer Anlagen Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten schaffen und so die Biodiversität auf den Flächen fördern können. Deswegen haben wir uns auch einer freiwilligen Selbstverpflichtung, der „Guten Planung“ des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft e.V. (bne), verschrieben.
Im Projekt Bundorf möchten wir dies z.B. durch die Entwicklung von artenreichem Grünland auf den vormaligen Ackerflächen zeigen.
Wenn durch ausreichend große Abstände der Modulreihen zueinander der Boden besonnt wird, kann sich durch die Einsaat gebietsheimischer Saatgutmischungen mit hohem Krautartenanteil und entsprechender Pflege artenreiches Grünland auf den Flächen entwickeln. Von den blütenreichen Wiesen profitieren vor allem Insekten, die wiederum eine wichtige Nahrungsgrundlage für Brutvögel sind.
Auch die Bodenbrüter profitieren von den breiten besonnten Streifen. Ein Monitoring der Brutvögel im Jahr 2023 hat gezeigt, dass die in Deutschland gefährdete Feldlerche die PV-Anlage unmittelbar nach dem Bau wieder besiedelt. So konnten nach dem Bau 65 Brutreviere der Feldlerche nachgewiesen werden, vor dem Bau der Anlage wurden auf der Fläche lediglich 26 Brutreviere gefunden.
Damit Klein- und Mittelsäuger wie Mäuse, Hasen oder Füchse ungehindert Zugang zum PV-Park haben, haben alle Zäune einen Mindestabstand von 15 cm über dem Boden. Größere Wildtiere können das Gelände über einen Wildkorridor passieren. Die Eingrünung durch Pflanzinseln einheimischer Straucharten, Hecken und Obstbäume schaffen weitere Strukturen und Lebensräume und werten die ehemals strukturarmen Agrarflächen ökologisch weiter auf.
Dies zeigt, dass Freiflächensolarparks und Biodiversität/Artenschutz Hand in Hand gehen können.
SonneSammeln: Gab es Zweifel von Beteiligten am Projekt?
MaxSolar: Wir als ausführender Partner sowie die Energiegenossenschaft EGIS eG haben frühzeitig offen und kontinuierlich mit der Gemeinde und den Bürgerinnen und Bürgern über das Projekt gesprochen. Vor Ort oder online wurden Fragen geklärt, Bedenken ausgeräumt und für das ganzheitliche Konzept geworben. Daher stieß das Projekt von Beginn an auf eine breite Akzeptanz. Im Gemeinderat gab es keine Gegenstimme für das Projekt. Dies mag auch der Einmaligkeit des ganzheitlichen Konzepts im Rahmen der Sektorenkopplung Energie, Wärme und Mobilität zu verdanken sein, mit der MaxSolar sowohl Politiker als auch Einwohner für sich einnehmen konnte. Besonders lobenswert war die kooperative Zusammenarbeit aller Beteiligten. Vom Bürgermeister über die Gemeindevertreter bis hin zu den Verpächtern und den Bewohnerinnen und Bewohnern von Bundorf – alle haben von Anfang an einem Strang gezogen.
Mehr Details zum Bürgersolarpark finden Sie auf der Projektseite von MaxSolar.
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Das Interview führte Daniela Feil mit Christian Preuß und Anke Firnhaber von MaxSolar am 22. April 2024.
Christian Preuß verfügt sowohl über langjährige Erfahrung im Bereich der erneuerbaren Energien als auch über eine fundierte Expertise im Bereich der Bauleitplanung. Seit 2021 ist er als Abteilungsleiter für die Projektentwicklung der MaxSolar GmbH verantwortlich und setzt seine Branchen- und Fachkenntnisse ein, um innovative und nachhaltige Projekte voranzutreiben.
Anke Firnhaber verantwortet bei der MaxSolar GmbH das Thema ökologische Nachhaltigkeit. Als Projektleiterin des Projekts Bundorf ist sie der festen Überzeugung, dass nachhaltige Energieerzeugung mit der Förderung der Biodiversität Hand in Hand gehen muss. Mit ihrer Expertise und ihrem Engagement leistet sie hierzu einen wesentlichen Beitrag in den PV-Parks.