“Wir den­ken die Ener­gie­wen­de ganz­heit­lich”

23. April 2024

Im Gespräch mit MaxSolar über die Entstehung und Planung eines der größten Solarparks in Bayern…

Daniela Feil

“Wir den­ken die Ener­gie­wen­de ganz­heit­lich”

Beispiel aus der Praxis
Kommune

Im Gespräch mit Max­So­lar über die Ent­ste­hung und Pla­nung eines der größ­ten Solar­parks in Bay­ern und in ganz Deutsch­land beweist der Pro­jekt­ent­wick­ler, dass Ener­gie­wen­de ganz­heit­lich funk­tio­nie­ren kann: Son­nen­en­er­gie wird zu Strom, Wär­me und E‑Mobilität. Ein Vor­zei­ge­pro­jekt der Extra­klas­se! 

Solar­park Bun­dorf, © Max­So­lar GmbH

Son­ne­Sam­meln: Mit 125 MWp ist Bun­dorf einer der größ­ten Solar­parks in Deutsch­land. Was waren die ers­ten Schrit­te bei der Umset­zung die­ses gro­ßen Pro­jekts? Und wer gab den ers­ten Impuls?

Max­So­lar: Auf Wunsch des Gemein­de­rats fand im Juli 2020 ein Tref­fen auf der Flä­che statt, bei dem die gesam­te geplan­te Park­flä­che umfah­ren wur­de. Im Anschluss dar­an stell­ten sich die Fir­men Max­So­lar GmbH und EGIS eG im Gemein­de­rat Bun­dorf im Rah­men einer Gemein­de­rats­sit­zung vor. Nach anfäng­li­cher Skep­sis ent­stand ein reger Aus­tausch und ers­te Ideen für eine rea­li­sier­ba­re Flä­chen­ku­lis­se für PV, Fern­wär­me und eine E‑Ladeinfrastruktur wur­den aus­ge­tauscht. 

Son­ne­Sam­meln: Wie wur­de das Pro­jekt in der Öffent­lich­keit auf­ge­nom­men?

Max­So­lar: Die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger waren anfangs skep­tisch, aber als klar wur­de, dass die Ein­nah­men der Gemein­de jedem Orts­teil zugu­te­kom­men und es ein über­zeu­gen­des Gesamt­kon­zept gibt, stan­den sie auch hin­ter dem Pro­jekt. Die Zustim­mung von Bür­ger­meis­ter, Gemein­de­rat sowie den Anwoh­nern war rie­sig. 

Der Land­tags­ab­ge­ord­ne­te Stef­fen Vogel bezeich­ne­te es als „bemer­kens­wert“, dass ein sol­ches Pro­jekt ein­stim­mi­ge Zustim­mung im Gemein­de­rat gefun­den habe. Dies sei nicht über­all der Fall. Es gebe genü­gend Wider­stän­de gegen den Aus­bau erneu­er­ba­rer Ener­gien. In Städ­ten sei hier­für kein Poten­zi­al vor­han­den, wes­halb sich hier eine Chan­ce für den länd­li­chen Raum erge­be. Die Steu­er­ein­nah­men für die Gemein­de sei­en ein posi­ti­ver Neben­ef­fekt. 

“Die Ener­gie­wen­de kann nicht ohne den Rück­halt der loka­len Bevöl­ke­rung erfolg­reich sein.”

Son­ne­Sam­meln: Das Pro­jekt in Bun­dorf ist der bis­her größ­te Bür­ger­so­lar­park in Deutsch­land . Gab es sei­tens Max­So­lar Beden­ken, einen Anteil von 30% der Solar­park­flä­che in Bür­ger­hand zu geben?

Max­So­lar: Ganz im Gegen­teil. Gro­ße Frei­flä­chen-PV-Anla­gen sto­ßen man­cher­orts auf gro­ßen Wider­stand. Akti­ve Teil­ha­be der Bür­ge­rin­nen und Bür­ger an den Anla­gen vor Ort ver­än­dert die Per­spek­ti­ve auf die Ener­gie­wen­de grund­le­gend. Die Ener­gie­wen­de kann nicht ohne den Rück­halt der loka­len Bevöl­ke­rung erfolg­reich sein. Wider­stän­de und man­geln­de Akzep­tanz ver­hin­dern die zügi­ge Umset­zung sol­cher Pro­jek­te. Je mehr Teil­ha­be an der Ener­gie­wen­de vor Ort mög­lich ist, des­to mehr Akzep­tanz erfährt sie in der Regi­on. In Bun­dorf haben wir die Ener­gie­wen­de von Anfang an ganz­heit­lich gedacht. Es ent­steht ein nach­hal­ti­ger Wert­schöp­fungs­kreis­lauf in der Regi­on. Finan­ziert von vie­len Bür­ge­rin­nen und Bür­gern, Stif­tun­gen, Ver­ei­nen und Kom­mu­nen aus ganz Deutsch­land inves­tie­ren wir in Bun­dorf in die Ener­gie­ver­sor­gung der Zukunft. Die Gemein­de pro­fi­tiert durch die Zah­lung von Gewer­be­steu­ern und die Bür­ge­rin­nen und Bür­ger in Bun­dorf erhal­ten eine Alter­na­ti­ve zu Öl und Gas für ihre Hei­zung. Die Mit­glie­der der EGIS eG genie­ßen die attrak­ti­ve Divi­den­de. Somit ein Win-Win für alle Betei­lig­ten. 

Son­ne­Sam­meln: Der im Solar­park Bun­dorf erzeug­te Strom wird in das all­ge­mei­ne Strom­netz und das Fern­wär­me­netz ein­ge­speist. Im Rah­men der Gesamt­pla­nung für Bun­dorf als “Ener­gie­dorf” wur­den auch meh­re­re Lade­säu­len in der Gemein­de instal­liert. Wie kam es zu die­sen viel­fäl­ti­gen Ver­brauchs­ar­ten? Wer gab den Anstoß?

Max­So­lar: Wir zei­gen mit die­sem Pio­nier­pro­jekt die Mög­lich­kei­ten der Sek­to­ren­kopp­lung von Ener­gie, Wär­me und E‑Mobilität auf. Die­se viel­fäl­ti­gen Mög­lich­kei­ten wur­den dem Bür­ger­meis­ter und dem Gemein­de­rat vor­ge­stellt und ange­bo­ten.

Son­ne­Sam­meln: Wie hat Max­So­lar es geschafft, gleich meh­re­re unter­schied­li­che Ver­päch­ter zu über­zeu­gen, ihre Flä­chen für das Pro­jekt frei­zu­ge­ben? Seid ihr auf Wider­stän­de gesto­ßen?

Max­So­lar: Wir konn­ten mit unse­rem ganz­heit­li­chen Kon­zept im Ver­gleich zu ande­ren Pro­jek­tie­rern über­zeu­gen. Die­ses Kon­zept sorgt für eine brei­te Akzep­tanz und damit für eine höhe­re Umset­zungs­wahr­schein­lich­keit bei den Flä­chen­ei­gen­tü­mern. 

Son­ne­Sam­meln: Wie lang dau­er­te es von der Idee bis zur Eröff­nung des Solar­parks? 

Max­So­lar: Es ver­gin­gen weni­ger als zwei Jah­re von der ers­ten Pro­jekt­skiz­ze bis zur Umset­zung. Die Idee zu einem der bis­lang größ­ten Frei­flä­chen­parks in Bür­ger­hand ent­stand 2020. Im Sep­tem­ber 2022 fiel der Start­schuss für den Bau samt Umspann­werk auf ins­ge­samt 125 Hekt­ar Flä­che. Laut Bür­ger­meis­ter Hubert End­res war das Pro­jekt ein Glücks­fall für Bun­dorf. Bis Ende 2023 wur­den das Fern­wärm­netz und die Lade­säu­len für E‑Fahrzeuge in Bun­dorf errich­tet und fer­tig­ge­stellt, so dass zu Beginn 2024 in Bun­dorf die Ener­gie­wen­de der Zukunft mit loka­ler Wert­schöp­fung Rea­li­tät wur­de.

“Frei­flä­chen­so­lar­parks und Bio­di­ver­si­tät kön­nen Hand in Hand gehen”

Son­ne­Sam­meln: Bun­dorf, im Land­kreis Haß­ber­ge, ist eine der Regio­nen mit beson­ders gerin­gem Nie­der­schlag und lan­gen Tro­cken­zei­ten in Bay­ern. Inwie­fern hat das eine Rol­le bei der Flä­chen­ge­win­nung und/oder Pro­jekt­ent­wick­lung gespielt? 

Max­So­lar: Die Flä­che ist für die Nut­zung eines Solar­parks prä­de­sti­niert, da die Boden­qua­li­tät mäßig und die Gegend zudem äußerst nie­der­schlags­arm ist. Der gerin­ge Nie­der­schlag und die lan­gen Tro­cken­zei­ten stel­len eine wach­sen­de Her­aus­for­de­rung für die land­wirt­schaft­li­che Nut­zung der Acker­flä­chen dar. Die Regi­on wird daher als eines der „benach­tei­lig­ten Gebie­te“ ein­ge­stuft. Das bedeu­tet, dass die land­wirt­schaft­li­chen Flä­chen auf­grund von Fak­to­ren wie Boden­qua­li­tät oder topo­gra­fi­schen Gege­ben­hei­ten (z. B. Hang­la­gen) nur gerin­ge Erträ­ge erzie­len kön­nen oder schwer nutz­bar sind. Gemäß der Län­der­öff­nungs­klau­sel des Erneu­er­ba­ren-Ener­gien-Geset­zes (EEG) kön­nen die Bun­des­län­der ent­schei­den, ob sie den Bau von PV-Parks in die­sen Gebie­ten gestat­ten. Die Gemein­de hat des­halb umge­dacht und inner­halb kür­zes­ter Zeit ein Ener­gie­wen­de-Pro­jekt mit Vor­zei­ge-Cha­rak­ter geschaf­fen. 

Son­ne­Sam­meln: Hat Max­So­lar bei Pla­nung und Bau des Pro­jekts auch Rück­sicht auf die Natur genom­men und z. B. bio­di­ver­si­täts­för­dern­de Maß­nah­men umge­setzt?

Wir von der Max­So­lar sind über­zeugt davon, dass wir durch die rich­ti­ge Bau­wei­se und Pfle­ge unse­rer Anla­gen Lebens­räu­me für Tier- und Pflan­zen­ar­ten schaf­fen und so die Bio­di­ver­si­tät auf den Flä­chen för­dern kön­nen. Des­we­gen haben wir uns auch einer frei­wil­li­gen Selbst­ver­pflich­tung, der „Guten Pla­nung“ des Bun­des­ver­bands Neue Ener­gie­wirt­schaft e.V. (bne), ver­schrie­ben. 

Im Pro­jekt Bun­dorf möch­ten wir dies z.B. durch die Ent­wick­lung von arten­rei­chem Grün­land auf den vor­ma­li­gen Acker­flä­chen zei­gen.  

Wenn durch aus­rei­chend gro­ße Abstän­de der Modul­rei­hen zuein­an­der der Boden besonnt wird, kann sich durch die Ein­saat gebiets­hei­mi­scher Saat­gut­mi­schun­gen mit hohem Kraut­ar­ten­an­teil und ent­spre­chen­der Pfle­ge arten­rei­ches Grün­land auf den Flä­chen ent­wi­ckeln. Von den blü­ten­rei­chen Wie­sen pro­fi­tie­ren vor allem Insek­ten, die wie­der­um eine wich­ti­ge Nah­rungs­grund­la­ge für Brut­vö­gel sind. 

Auch die Boden­brü­ter pro­fi­tie­ren von den brei­ten besonn­ten Strei­fen. Ein Moni­to­ring der Brut­vö­gel im Jahr 2023 hat gezeigt, dass die in Deutsch­land gefähr­de­te Feld­ler­che die PV-Anla­ge unmit­tel­bar nach dem Bau wie­der besie­delt. So konn­ten nach dem Bau 65 Brut­re­vie­re der Feld­ler­che nach­ge­wie­sen wer­den, vor dem Bau der Anla­ge wur­den auf der Flä­che ledig­lich 26 Brut­re­vie­re gefun­den. 

Damit Klein- und Mit­tel­säu­ger wie Mäu­se, Hasen oder Füch­se unge­hin­dert Zugang zum PV-Park haben, haben alle Zäu­ne einen Min­dest­ab­stand von 15 cm über dem Boden. Grö­ße­re Wild­tie­re kön­nen das Gelän­de über einen Wild­kor­ri­dor pas­sie­ren. Die Ein­grü­nung durch Pflanz­in­seln ein­hei­mi­scher Strauch­ar­ten, Hecken und Obst­bäu­me schaf­fen wei­te­re Struk­tu­ren und Lebens­räu­me und wer­ten die ehe­mals struk­tur­ar­men Agrar­flä­chen öko­lo­gisch wei­ter auf. 

Dies zeigt, dass Frei­flä­chen­so­lar­parks und Biodiversität/Artenschutz Hand in Hand gehen kön­nen. 

Son­ne­Sam­meln: Gab es Zwei­fel von Betei­lig­ten am Pro­jekt?

Max­So­lar: Wir als aus­füh­ren­der Part­ner sowie die Ener­gie­ge­nos­sen­schaft EGIS eG haben früh­zei­tig offen und kon­ti­nu­ier­lich mit der Gemein­de und den Bür­ge­rin­nen und Bür­gern über das Pro­jekt gespro­chen. Vor Ort oder online wur­den Fra­gen geklärt, Beden­ken aus­ge­räumt und für das ganz­heit­li­che Kon­zept gewor­ben. Daher stieß das Pro­jekt von Beginn an auf eine brei­te Akzep­tanz. Im Gemein­de­rat gab es kei­ne Gegen­stim­me für das Pro­jekt. Dies mag auch der Ein­ma­lig­keit des ganz­heit­li­chen Kon­zepts im Rah­men der Sek­to­ren­kopp­lung Ener­gie, Wär­me und Mobi­li­tät zu ver­dan­ken sein, mit der Max­So­lar sowohl Poli­ti­ker als auch Ein­woh­ner für sich ein­neh­men konn­te. Beson­ders lobens­wert war die koope­ra­ti­ve Zusam­men­ar­beit aller Betei­lig­ten. Vom Bür­ger­meis­ter über die Gemein­de­ver­tre­ter bis hin zu den Ver­päch­tern und den Bewoh­ne­rin­nen und Bewoh­nern von Bun­dorf – alle haben von Anfang an einem Strang gezo­gen. 

Mehr Details zum Bür­ger­so­lar­park fin­den Sie auf der Pro­jekt­sei­te von Max­So­lar.  

Das Inter­view führ­te Danie­la Feil mit Chris­ti­an Preuß und Anke Firn­ha­ber von Max­So­lar am 22. April 2024.

Chris­ti­an Preuß ver­fügt sowohl über lang­jäh­ri­ge Erfah­rung im Bereich der erneu­er­ba­ren Ener­gien als auch über eine fun­dier­te Exper­ti­se im Bereich der Bau­leit­pla­nung. Seit 2021 ist er als Abtei­lungs­lei­ter für die Pro­jekt­ent­wick­lung der Max­So­lar GmbH ver­ant­wort­lich und setzt sei­ne Bran­chen- und Fach­kennt­nis­se ein, um inno­va­ti­ve und nach­hal­ti­ge Pro­jek­te vor­an­zu­trei­ben. 

Anke Firn­ha­ber ver­ant­wor­tet bei der Max­So­lar GmbH das The­ma öko­lo­gi­sche Nach­hal­tig­keit. Als Pro­jekt­lei­te­rin des Pro­jekts Bun­dorf ist sie der fes­ten Über­zeu­gung, dass nach­hal­ti­ge Ener­gie­er­zeu­gung mit der För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät Hand in Hand gehen muss. Mit ihrer Exper­ti­se und ihrem Enga­ge­ment leis­tet sie hier­zu einen wesent­li­chen Bei­trag in den PV-Parks. 

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