Insgesamt gibt es 25 etablierte Fledermausarten in Deutschland. Doch ihre Jagdreviere und dadurch auch das Nahrungsangebot werden durch die Nutzung von Pestiziden auf landwirtschaftlichen Flächen immer kleiner. Da sich die heimischen Fledermäuse vornehmlich von Insekten ernähren, stellt dies ein ernsthaftes Problem für die Flugsäuger dar.
Fledermäuse sind bundesweit streng geschützt und werden in der FFH-Richtlinie Anhang IV genannt. Naturschützer und -schützerinnen stellen sich deshalb zunehmend die Frage, welchen Einfluss PV-Freiflächenanlagen auf Fledermäuse haben.
Die Ergebnisse aus der Studie “Artenvielfalt im Solarpark” liefert hier erste Ergebnisse: Fledermäuse fliegen Solarparks aktiv aus ihren Quartieren in nahegelegenen Ortschaften oder aus Gehölzbeständen an und nutzen sie als Jagdgebiete. Sie profitieren dort direkt von dem oftmals hohen Angebot an Insekten.
Erkenntnisse aus der Studie “Artenvielfalt im Solarpark”
Wie können Fledermäuse in Solarparks nachgewiesen werden?
Warum jagen Fledermäuse im Solarpark?
Welche Fledermäuse jagen in Solarparks?
Warum kamen ältere Studien zu anderen Ergebnissen?
Mehr Informationen zu Fledermäusen
Wie können Fledermäuse in Solarparks nachgewiesen werden?
Fledermäuse sind nachtaktiv. Sie werden daher standardmäßig über ihre Ultraschallrufe identifiziert. Um diese in den PV-Anlagen der Studie aufnehmen zu können, wurden in insgesamt 14 Solarparks entweder statische Aufnahme mithilfe von Horchboxen gemacht oder mit mobilen Detektoren die Anlagen abgelaufen. Die meisten Fledermausuntersuchungen wurden durch professionelle Gutachterbüros durchgeführt und anschließend ausgewertet.
Zu dem Untersuchungsdesign gehörte auch die Bildung eines Fledermausclusters aus drei Anlagen in Unterfranken, Bayern (Bundorf, Maßbach und Ramsthal). Das Ziel der Clusterbildung war es, zu prüfen, ob Fledermäuse die PV-Anlagen auch ohne Leitstruktur finden. Denn die Solarparks befinden sich zwar in räumlicher Nähe zueinander, sind jedoch unterschiedlich an die angrenzenden Dörfer angebunden.

Warum jagen Fledermäuse im Solarpark?
Schon lange bekannt, aber erneut durch die Studie bewiesen: Solarparks können nicht nur eine hohe Artenvielfalt an Insekten, sondern auch eine große Biomasse vorweisen.
Durch die Vermeidung von Pestiziden auf den PV-Anlagen entwickelt sich eine hohe Anzahl an Insekten, die im Vergleich zu den zuvor zur Weizen- und Maisproduktion genutzten Flächen zusätzlich eine große Vielfalt aufweisen. Außerdem wirken die wärmeren Flächen auf Schotterwegen oder zwischen den Modulen aktivierend für bspw. Hautflügler oder Fliegen. Die verschiedenen Pflanzenarten locken wiederum Tiere an, die genau auf diese angewiesen sind. Fledermäuse können in Solarparks also ein breites, reichhaltiges Nahrungsangebot erwarten.

Welche Fledermäuse jagen in Solarparks?
Bei unserer Studie wurden 13 Arten erfasst. Das entspricht mehr als der Hälfte der 25 in Deutschland etablierten Fledermausarten. Zählt man weitere Untersuchungen hinzu, sind es sogar 19 Arten und damit drei Viertel aller Arten, die in PV-Freiflächenanlagen vorkommen können.
Mit Ausnahme von zwei der 14 untersuchten Anlagen kamen in jeder der Große Abendsegler und die Zwergfledermaus vor. Die meisten Arten in einer einzelnen Anlage wurden in Zobersdorf (Bad Liebenwerda) erfasst. Dort wurden 12 unterschiedliche Arten aufgenommen. Auf Platz zwei und drei folgen der Solarpark Wörnitzhofen (10 Arten) und Bundorf (9 Arten).
Bemerkenswert ist ebenfalls, dass auch Arten mit Kurzstreckensonar, wie bspw. die Mopsfledermaus, die Anlagen finden konnten. Das gilt auch für die Anlagen in der Clusteruntersuchung, die nicht oder nur kaum durch Leitstrukturen angebunden sind.
Letztlich stellen die Studienautoren fest:
- Es gibt kein Anzeichen dafür, dass Solarparks von Fledermäusen weniger als Nahrungshabitat genutzt werden als andere Flächen.
- Die Grundvoraussetzungen PV-Freiflächen als Nahrungshabitat zu nutzen sind besser als bei Ackerflächen.
- Die Intensität der Nutzung hängt davon ab wie attraktiv das weitere Nahrungsangebot in ihrem Jagdrevier ist.
Abschließend formulieren sie: „Es zeigt sich, dass PVA für Fledermäuse eine Erweiterung ihrer Lebensräume sein können und es ist keinesfalls davon auszugehen, dass es zu Schädigungen der Tiere kommt.“
Gesamte Nachweise von Fledermäusen in den Untersuchungen der Studie
Artname (dt) | Artname (lat) | RL BRD |
Braunes Langohr | Plecotus auritus | 3 |
Breitflügelfledermaus | Eptesicus serotinus | 3 |
Fransenfledermaus | Myotis nattereri | + |
Großer Abendsegler | Nyctalus noctula | V |
Kleiner Abendsegler | Nyctalus leisleri | D |
Großes Mausohr | Myotis myotis myotis | + |
Mopsfledermaus | Barbastella barbastellus | 2 |
Mückenfledermaus | Pipistrellus pygmaeus | + |
Nordfledermaus | Eptesicus nilssoni | 3 |
Rauhautfledermaus | Pipistrellus nathusii | + |
Wasserfledermaus | Myotis daubentonii | + |
Zweifarbfledermaus | Vespertilio murinus | D |
Zwergfledermaus | Pipistrellus pipistrellus | + |
bundesweiten Gefährdung in der Roten Liste der Bundesrepublik Deutschland (RL BRD) (Meinig et al.
2020), + = ungefährdet, V = Vorwarnliste, 3 = gefährdet, 2 = stark gefährdet, D = Datenlage unsicher.
Fazit
Solarparks stellen für Fledermäuse keine Verschlechterung ihrer Lebensraumqualität dar, sondern tendenziell eher einen Gewinn, falls sie auf konventionellen Ackerbauflächen errichtet wurden. Daher ist auch entsprechend in der Genehmigung in der Regel kein Ausgleich nötig.
Peschel & Peschel fassen in Kapitel 8 zusammen:
„Aus diesen Gründen sind keine Kompensationsmaßnahmen erforderlich, sondern im Gegenteil, es ist festzuhalten, dass PVA regelhaft die Eignung als Nahrungshabitat erhöhen können. Zudem sind sie als Leitstrukturen in der Landschaft hilfreich.“
Mehr Informationen zu Fledermäusen
Der Biologe Dr. Helmut Schlumprecht hat für die Studie “Artenvielfalt im Solarpark” die Untersuchungen vorgenommen. Bei Studienveröffentlichung hielt er einen Vortrag zu seinen Ergebnissen.
Alle Details und Ergebnisse der Studie “Artenvielfalt im Solarpark” finden Sie hier:


