Natur­schutz­fach­li­che Min­dest­kri­te­ri­en für Solar­parks in der Pra­xis umset­zen

17. Juli 2024

Ein Leitfaden des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) zur Umsetzung der naturschutzfachlichen Mindestkriterien in…

Alice Brüssel-Kurbanov

Natur­schutz­fach­li­che Min­dest­kri­te­ri­en für Solar­parks in der Pra­xis umset­zen

Biodiversität
News
17. Juli 2024

Ein Leit­fa­den des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums für Wirt­schaft und Kli­ma­schutz (BMWK) zur Umset­zung der natur­schutz­fach­li­chen Min­dest­kri­te­ri­en in PV-Frei­flä­chen­an­la­gen wur­de kürz­lich ver­öf­fent­licht. Er rich­tet sind ins­be­son­de­re an Anla­gen- und Netz­be­trei­ber, die die neu­en Min­dest­kri­te­ri­en in der Pra­xis nach­wei­sen bzw. kon­trol­lie­ren müs­sen.  

Mit dem Beschluss des Solar­pa­ket I im April 2024 wur­den erst­mals fünf „Natur­schutz­fach­li­che Min­dest­kri­te­ri­en“ ent­wi­ckelt und in das Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz (EEG 2023) inte­griert.* Die Min­dest­kri­te­ri­en sol­len einem natur­ver­träg­li­chen Aus­bau von Solar­parks absi­chern und Bio­di­ver­si­tät in geför­der­ten Pho­to­vol­ta­ik-Frei­flä­chen­an­la­gen stei­gern. Solar­parks, die an einer EEG-Aus­schrei­bung teil­neh­men oder die einen fes­ten Ver­gü­tungs­an­spruch haben (z. B. Anla­gen unter einem Mega­watt oder Anla­gen mit Bür­ger­en­er­gie­pri­vi­le­gi­en) müs­sen ab dem 01.08.2024 min­des­tens drei der fünf Min­dest­kri­te­ri­en nach­wei­sen

Leit­fa­den für Anla­gen- und Netz­be­trei­ber

Der Leit­fa­den des BMWKs gibt pra­xis­taug­li­che Hin­wei­se und Bei­spie­le für die ein­zel­nen Min­dest­kri­te­ri­en, erklärt die jewei­li­ge Nach­weis­pflicht und ‑art und erläu­tert die Kon­troll­ver­pflich­tung durch die Netz­be­trei­ber. Auch wird erklärt, wann und wie oft Nach­wei­se zu erbrin­gen sind.  

Anla­gen­be­trei­bern ist es grund­sätz­lich mit­hil­fe einer Eigen­erklä­rung mög­lich, die Ein­hal­tung eines bestimm­ten Min­dest­kri­te­ri­ums nach­zu­wei­sen. Nur bei begrün­de­ten Zwei­feln kann der Netz­be­trei­ber wei­te­re Nach­wei­se ein­for­dern. Davon unab­hän­gig steht es den Anla­gen­be­trei­bern frei, über die Eigen­erklä­rung hin­aus, einen ande­ren geeig­ne­ten Nach­weis zu erbrin­gen. Zu die­sem Zweck gibt der Leit­fa­den Bei­spie­le für ver­schie­de­ne Nach­weis­me­tho­den

Wich­tig zu wis­sen: Bei Nicht­ein­hal­tung der Vor­ga­ben hin­sicht­lich der Erfül­lung drei der fünf Min­dest­kri­te­ri­en droht Anla­gen­be­trei­bern eine Straf­zah­lung an den Netz­be­trei­ber in Höhe von zwei Euro pro Kilo­watt instal­lier­ter Leis­tung der Anla­ge und Kalen­der­mo­nat. 

Umset­zungs­emp­feh­lun­gen der ein­zel­nen Min­dest­kri­te­ri­en gemäß Leit­fa­den

Bild links: Die Umset­zungs­be­stim­mung zu Min­dest­kri­te­ri­um 2 erläu­tert Details zum bio­di­ver­si­täts­för­dern­den Pfle­ge­kon­zept in Solar­parks

Bild rechts: Ein Bei­spiel für Bio­top­ele­men­te gemäß Min­dest­kri­te­ri­um 4 sind Gesteins­auf­schüt­tun­gen, die Som­mer­le­bens­räu­me für Rep­ti­li­en dar­stel­len.

Fol­gend wer­den die Inhal­te aus dem Leit­fa­den bzgl. der Umset­zung der ein­zel­nen Min­dest­kri­te­ri­en auf­ge­lis­tet. Da der Leit­fa­den dar­über hin­aus wich­ti­ge Infor­ma­tio­nen in den ers­ten bei­den Kapi­teln bie­tet, emp­feh­len wir allen Inter­es­sier­ten die detail­lier­te Durch­sicht des Leit­fa­dens.

Rege­lungs­text:

„[…] 1. die von den Modu­len maxi­mal in Anspruch genom­me­ne Grund­flä­che beträgt höchs­tens 60 Pro­zent der Grund­flä­che des Gesamt­vor­ha­bens, […].“ 

Mit der Begren­zung der Grund­flä­che der Modu­le auf einen Anteil von höchs­tens 60 Pro­zent der Grund­flä­che des Gesamt­vor­ha­bens soll ein rele­van­ter Anteil der Flä­che frei von der Über­bau­ung durch Modu­le blei­ben. Die Grund­flä­che des Gesamt­vor­ha­bens ent­spricht dabei der Flä­che inner­halb der PV-FFA, die durch Zäu­ne, Hecken oder eine ver­gleich­ba­re Begren­zung der PV-FFA nach außen abge­grenzt wird. Dies umschließt regel­mä­ßig 

  • die mit tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen be- bzw. über­bau­ten Flä­chen (hier­zu gehö­ren insb. die von Modu­len, Trans­for­ma­to­ren, Wech­sel­rich­tern, Spei­chern und über­ir­di­schen Anbin­dungs­lei­tun­gen in Anspruch genom­me­nen Flä­chen) und 
  • die nicht über­bau­ten, aber dem Funk­ti­ons­zweck des Gesamt­vor­ha­bens unter­ge­ord­ne­ten  Flä­chen (hier­zu gehö­ren insb. die Flä­chen der Wan­der­kor­ri­do­re für Groß­säu­ger nach dem Kri­te­ri­um Nr. 3, Zugangs­we­ge, die Flä­chen der Hecken selbst, frei blei­ben­de Flä­chen etc.). 

Bei der Bestim­mung der 60 Pro­zent ist allei­ne die durch Modu­le über­deck­te Flä­che rele­vant. Bei im regu­lä­ren Betrieb beweg­li­chen Solar­an­la­gen ist Grund­la­ge für die Bestim­mung der 60 Pro­zent die maxi­ma­le hori­zon­ta­le Aus­rich­tung der Anla­ge. Auch bei ver­ti­ka­len bzw. senk­rech­ten Anla­gen ist Grund­la­ge die unmit­tel­bar mit PV-Modu­len über­bau­te Flä­che. Wei­te­re Ein­rich­tun­gen der PV-FFA wie bspw. Trans­for­ma­to­ren, Wech­sel­rich­ter, Spei­cher, ggf., sofern über­haupt über­ir­disch, Anbin­dungs­lei­tun­gen, etc. wer­den nicht in die Grund­flä­che der Modu­le ein­ge­rech­net. 

Bei­spie­le für geeig­ne­te Nach­wei­se der Erfül­lung des Min­dest­kri­te­ri­ums:  

  • Beschlos­se­ner Bebau­ungs­plan mit ent­spre­chen­den Anfor­de­run­gen 
  • Bau­ge­neh­mi­gung mit ent­spre­chen­den Anfor­de­run­gen 
  • Wei­te­re amt­li­che Doku­men­te oder Unter­la­gen 

Hin­sicht­lich der Kon­trol­le durch die Netz­be­trei­ber ist eine ein­ma­li­ge Prü­fung zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me aus­rei­chend, da sich die von den ein­mal errich­te­ten Modu­len bean­spruch­te Flä­che wäh­rend des Betriebs der PV-FFA in der Regel nicht mehr ver­än­dert. Sofern sich z. B. im Zuge eines Repowe­rings der bestehen­den PV-FFA die bean­spruch­te Flä­che ver­än­dern soll­te, wäre im Ein­zel­fall zu beur­tei­len, ob ein erneu­ter Nach­weis erfor­der­lich ist. 

Quel­le: Leit­fa­den des BMWKs, S. 5.

Rege­lungs­text

„[…] 2. auf den Boden unter der Anla­ge wird ein bio­di­ver­si­täts­för­dern­des Pfle­ge­kon­zept ange­wandt, indem a) die Mahd zur För­de­rung der Bio­di­ver­si­tät maxi­mal zwei­schü­rig erfolgt und das Mahdgut abge­räumt wird oder b) die Flä­che als Por­ti­ons­wei­de mit bio­di­ver­si­täts­för­dernd an den Flä­chen­er­trag ange­pass­ter Besatz­dich­te bewei­det wird, […].“

Das bio­di­ver­si­täts­för­dern­de Pfle­ge­kon­zept soll zu einer öko­lo­gi­schen Auf­wer­tung des Bodens unter der PV-FFA füh­ren. Als „unter der PV-FFA lie­gend“ sind alle mit tech­ni­schen Ein­rich­tun­gen be- bzw. über­bau­ten Flä­chen nach Kri­te­ri­um Nr. 1 zu ver­ste­hen. Dem Anla­gen­be­trei­ber steht es frei, ob die Flä­che unter der PV-FFA gemäht (a) oder bewei­det (b) wird. Im Fal­le der Mahd (a) ist das Mahdgut unter der Anla­ge abzu­räu­men. Auch die Bewei­dung muss nur unter der PV-FFA erfol­gen. Das Kri­te­ri­um fin­det kei­ne Anwen­dung auf Flä­chen, die nicht unter­halb der PV-FFA lie­gen. Die Bewei­dung als Por­ti­ons­wei­de kann inten­siv oder exten­siv erfol­gen. Dabei soll die Flä­che unter der PV-FFA auf­ge­teilt und nicht alle Flä­chen­tei­le zeit­gleich bewei­det wer­den. Die Tie­re sol­len nicht zu lan­ge in einem Abschnitt gra­sen, damit eine Über­nut­zung ver­mie­den wird.

Bei­spie­le für geeig­ne­te Nach­wei­se der Erfül­lung des Min­dest­kri­te­ri­ums:

  • Beschlos­se­ner Bebau­ungs­plan, ins­bes. land­schafts­pfle­ge­ri­scher Begleit­plan, Maß­nah­men­plan (inkl. Pfle­ge­maß­nah­men)
  • Bau­ge­neh­mi­gung, ins­bes. land­schafts­pfle­ge­ri­scher Begleit­plan, Maß­nah­men­plan (inkl. Pfle­ge­maß­nah­men)
  • Ver­trag zwi­schen Anla­gen­be­trei­ber und Auf­trag­neh­mer zur maxi­mal zwei­schü­ri­gen Mahd je Jahr sowie Abräu­mung bzw. Lie­fe­rung des Mahdgu­tes
  • Ver­trag zwi­schen Anla­gen­be­trei­ber und Auf­trag­neh­mer zur Bewei­dung als Por­ti­ons­wei­de
  • Rech­nung von Auf­trag­neh­mer an Anla­gen­be­trei­ber zur durch­ge­führ­ten maxi­mal zwei­schü­ri­gen Mahd je Jahr sowie Abräu­mung bzw. Lie­fe­rung des Mahdgu­tes
  • Rech­nung von Auf­trag­neh­mer an Anla­gen­be­trei­ber zur durch­ge­führ­ten Bewei­dung als Por­ti­ons­wei­de
  • Foto­do­ku­men­ta­ti­on zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me inklu­si­ve Datums­an­ga­be im Foto sowie Foto­do­ku­men­ta­ti­on vor und nach der Mahd inklu­si­ve Datums­an­ga­be im Foto

Hin­sicht­lich der Kon­trol­le durch die Netz­be­trei­ber ist eine Prü­fung zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me und danach zum Ablauf jedes fünf­ten auf die Inbe­trieb­nah­me fol­gen­den Jah­res aus­rei­chend.

Quel­le: Leit­fa­den des BMWKs, S. 6.

Rege­lungs­text

„[…] 3. die Durch­gän­gig­keit für Tier­ar­ten wird gewähr­leis­tet, indem a) bei Anla­gen, die an min­des­tens einer Sei­te eine Sei­ten­län­ge von mehr als 500 Metern auf­wei­sen, Wan­der­kor­ri­do­re für Groß­säu­ger ange­legt wer­den, deren Brei­te und Bepflan­zung die ört­li­chen Gege­ben­hei­ten berück­sich­ti­gen, und b) die Durch­gän­gig­keit für klei­ne­re Tier­ar­ten gewähr­leis­tet wird, […].“

Sofern der Anla­gen­be­trei­ber die­ses natur­schutz­fach­li­che Min­dest­kri­te­ri­um wählt, sind kumu­la­tiv sowohl die Que­rungs­mög­lich­kei­ten für Groß­säu­ger (a) als auch die Durch­gän­gig­keit für klei­ne­re Tier­ar­ten (b) zu erfüllen.Weist die Anla­ge eine Sei­ten­län­ge von mehr als 500 Metern auf, wird die Bebau­ung durch unbe­bau­te Wan­der­kor­ri­do­re unter­bro­chen. Dabei ist je vol­len 500 Metern ein Kor­ri­dor anzu­le­gen. Von einer Berück­sich­ti­gung der ört­li­chen Gege­ben­hei­ten ist dann aus­zu­ge­hen, wenn die Brei­te und die Bepflan­zung der Kor­ri­do­re von der zustän­di­gen Natur­schutz­be­hör­de oder von einem Umwelt­gut­ach­ter nach § 3 Nr. 46 EEG 2023 bestimmt wur­de und sich an den Bedürf­nis­sen der ört­lich tat­säch­lich vor­kom­men­den und wan­dern­den Groß­säu­ger ori­en­tiert. Die Brei­te der Kor­ri­do­re soll­te 20 Meter in der Regel nicht über­stei­gen. Die räum­li­che Lage und Aus­rich­tung der Kor­ri­do­re wird u. a. durch die Funk­tio­na­li­tät im ört­lich betrof­fe­nen Bio­top­ver­bund bestimmt, d. h. vor­zugs­wei­se durch die Lage zu rele­van­ten Lebens­räu­men sowie hin­füh­ren­den Struk­tur­ele­men­ten wie Hecken und Wald­rän­dern.

Das Min­dest­kri­te­ri­um kann auch durch Anla­gen mit Sei­ten­län­gen unter 500 Metern genutzt wer­den. In die­sem Fall ist die Erfül­lung der Durch­gän­gig­keit für klei­ne­re Tier­ar­ten (b) aus­rei­chend.

Sofern die PV-FFA ein­ge­zäunt ist, muss die Durch­gän­gig­keit für klei­ne­re Tier­ar­ten gewähr­leis­tet wer­den, damit die­se auf die Flä­che des Solar­parks gelan­gen kön­nen. Hier­für ist ein Abstand zwi­schen Ober­bo­den und Zau­n­un­ter­kan­te von 15 cm aus­rei­chend. Auch ist auf die Ver­wen­dung von Sta­chel­draht im unte­ren Zaun­be­reich zu ver­zich­ten. Mit Ver­zicht auf eine Ein­zäu­nung oder deren Ersatz durch eine Hecken­pflan­zung ist die Durch­gän­gig­keit für klei­ne­re Tier­ar­ten per se erfüllt.

Bei­spie­le für geeig­ne­te Nach­wei­se der Erfül­lung des Min­dest­kri­te­ri­ums:

  • Beschlos­se­ner Bebau­ungs­plan, mit ent­spre­chen­den natur­schutz­fach­li­chen Anfor­de­run­gen
  • Bau­ge­neh­mi­gung, mit ent­spre­chen­den natur­schutz­fach­li­chen Anfor­de­run­gen
  • Doku­men­ta­ti­on der Umwelt­bau­be­glei­tung wäh­rend der Errich­tungs­pha­se der PV-FFA mit ent­spre­chen­der Bestä­ti­gung der Erfül­lung des Kri­te­ri­ums
  • Amt­li­che Doku­men­te oder Unter­la­gen, aus denen die Erfül­lung des Kri­te­ri­ums her­vor­geht

Hin­sicht­lich der Kon­trol­le durch die Netz­be­trei­ber ist eine ein­ma­li­ge Prü­fung zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me aus­rei­chend.

Quel­le: Leit­fa­den des BMWKs, S. 7.

Rege­lungs­text

„[…] 4. auf min­des­tens 10 Pro­zent der Flä­che der Anla­ge wer­den stand­ort­an­ge­pass­te Typen von Bio­top­ele­men­ten ange­legt, […].“

Ziel des Kri­te­ri­ums ist, eine bio­di­ver­si­täts­för­dern­de Auf­wer­tung der Flä­che zu errei­chen. Grund­la­ge für die Bestim­mung der zehn Pro­zent ist die Grund­flä­che des Gesamt­vor­ha­bens nach dem Kri­te­ri­um Nr. 1. Dem Anla­gen­be­trei­ber steht es frei, ob er die Bio­top­ele­men­te auf den Flä­chen inner­halb des Solar­parks inkl. der Flä­chen der Wan­der­kor­ri­do­re nach Kri­te­ri­um Nr. 3 oder auf unmit­tel­bar angren­zen­den Flä­chen oder auf einer Kom­bi­na­ti­on die­ser Flä­chen anlegt. Bio­top­struk­tu­ren, die bereits vor Errich­tung der PV-FFA auf der Flä­che des Gesamt­vor­ha­bens vor­han­den waren und erhal­ten wer­den, kön­nen mit­be­rück­sich­tigt wer­den.

Als Bio­top­ele­men­te kom­men vor­zugs­wei­se für den betrof­fe­nen Natur­raum typi­sche Ele­men­te in Betracht, zum Bei­spiel:

  • Hei­mi­sche Gehöl­ze und Hecken
  • Arten­rei­ches Grün­land durch Aus­saat von arten­rei­chem regio­na­len Saat­gut
  • Vege­ta­ti­ons­ar­me Rohboden‑, Sand- oder Kies­flä­chen
  • Klein­ge­wäs­ser
  • Lese­stein­hau­fen oder Mau­ern aus gebiets­ty­pi­schem Mate­ri­al
  • Tot­holz­hau­fen oder Ben­jes­he­cken
  • Nist­hil­fen für Vögel, Fle­der­mäu­se oder Insek­ten
    • Je 5 Nist­hil­fen ist die Ent­ste­hung eines Bio­tops von zehn Qua­drat­me­tern anzu­neh­men
  • Bie­nen­bur­gen

Bei­spie­le für geeig­ne­te Nach­wei­se der Erfül­lung des Min­dest­kri­te­ri­ums:

  • Beschlos­se­ner Bebau­ungs­plan, ins­be­son­de­re land­schafts­pfle­ge­ri­scher Begleit­plan und  Maß­nah­men­plan
  • Bau­ge­neh­mi­gung, ins­be­son­de­re land­schafts­pfle­ge­ri­scher Begleit­plan und Maß­nah­men­plan
  • Doku­men­ta­ti­on der Umwelt­bau­be­glei­tung wäh­rend der Errich­tungs­pha­se der PV-FFA mit  ent­spre­chen­der Bestä­ti­gung der Erfül­lung des Kri­te­ri­ums (ein­schließ­lich sol­cher Anfor­de­run­gen wie „hei­misch“, „gebiets­ty­pisch“ o. Ä.)
  • Bio­top­ty­pen­kar­tie­rung
  • Foto­do­ku­men­ta­ti­on inklu­si­ve Datums­an­ga­be im Foto

Hin­sicht­lich der Kon­trol­le durch die Netz­be­trei­ber ist eine ein­ma­li­ge Prü­fung zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me aus­rei­chend.

Quel­le: Leit­fa­den des BMWKs, S. 8.

Rege­lungs­text

„[…] 5. die Anla­ge wird boden­scho­nend betrie­ben, indem a) auf der Flä­che kei­ne Pflan­zen­schutz- oder Dün­ge­mit­tel ver­wen­det wer­den und b) die Anla­ge nur mit Rei­ni­gungs­mit­teln gerei­nigt wird, wenn die­se bio­lo­gisch abbau­bar sind  und die Rei­ni­gung ohne die Ver­wen­dung der Rei­ni­gungs­mit­tel nicht mög­lich ist.“

Der Ver­zicht auf Pflan­zen­schutz- oder Dün­ge­mit­tel sowie che­mi­sche Rei­ni­gungs­mit­tel soll zu einem öko­lo­gi­schen Betrieb der Anla­ge füh­ren. Sofern der Anla­gen­be­trei­ber die­ses natur­schutz­fach­li­che Min­dest­kri­te­ri­um wählt, sind kumu­la­tiv sowohl der Ver­zicht auf Pflan­zen­schutz- oder Dün­ge­mit­tel (a) als auch die ein­ge­schränk­te Nut­zung von Rei­ni­gungs­mit­teln (b) zu erfül­len.

Ins­be­son­de­re der Ver­zicht auf Pflan­zen­schutz- oder Dün­ge­mit­tel kann jedoch hin­sicht­lich der Nach­weis­füh­rung durch den Anla­gen­be­trei­ber auf vor­be­las­te­ten Flä­chen schwie­rig sein. Dem Anla­gen­be­trei­ber steht es daher frei, die Belas­tung der Flä­che mit Pflan­zen­schutz- oder Dün­ge­mit­teln vor Beginn der Errich­tung (Aus­gangs­zu­stand) zu erhe­ben und dem Netz­be­trei­ber den Aus­gangs­zu­stands­be­richt zur Ver­fü­gung zu stel­len.

Die Ver­wen­dung von Rei­ni­gungs­mit­teln ist nur zuläs­sig, wenn die­se bio­lo­gisch abbau­bar sind und die Ver­schmut­zun­gen ohne den Ein­satz der bio­lo­gisch abbau­ba­ren Rei­ni­gungs­mit­tel nicht ent­fernt wer­den kön­nen. Dabei ist der Ein­satz der Rei­ni­gungs­mit­tel jedoch punk­tu­ell auf die betrof­fe­nen Ver­schmut­zun­gen zu begren­zen.

Bei­spie­le für geeig­ne­te Nach­wei­se der Erfül­lung des Min­dest­kri­te­ri­ums:

  • Beschlos­se­ner Bebau­ungs­plan mit ent­spre­chen­den Anfor­de­run­gen
  • Bau­ge­neh­mi­gung mit ent­spre­chen­den Anfor­de­run­gen
  • Schad­stoff­tech­ni­sche Unter­su­chung von Boden- oder Pflan­zen­pro­ben mit 1 Bepro­bung je Hekt­ar der Grund­flä­che des Gesamt­vor­ha­bens, nicht jedoch mehr als 15 Bepro­bun­gen ins­ge­samt

Bei die­sem Kri­te­ri­um ist ein beson­de­res Augen­merk auf die Ver­hält­nis­mä­ßig­keit für den Anla­gen­be­trei­ber zu legen, da der Nach­weis mit­tels einer schad­stoff­tech­ni­schen Unter­su­chung von Boden- oder Pflan­zen­pro­ben mit einem erheb­li­chen Auf­wand für den Anla­gen­be­trei­ber ein­her­ge­hen kann. Daher ist hin­sicht­lich der Kon­trol­le durch die Netz­be­trei­ber eine Eigen­erklä­rung durch den Anla­gen­be­trei­ber zum Zeit­punkt der Inbe­trieb­nah­me und danach eine aktua­li­sier­te Eigen­erklä­rung zum Ablauf jedes fünf­ten auf die Inbe­trieb­nah­me fol­gen­den Jah­res aus­rei­chend.

Quel­le: Leit­fa­den des BMWKs, S. 9.

Fazit 

Die natur­schutz­fach­li­chen Min­dest­kri­te­ri­en im EEG stel­len eine begrü­ßens­wer­te Unter­gren­ze für die Pla­nung von Solar­parks im Hin­blick auf Umwelt­ver­träg­lich­keit dar. Gleich­zei­tig bie­ten sie Anla­gen­be­trei­bern einen ange­mes­se­nen Grad an Fle­xi­bi­li­tät in der Umset­zung. 

Der Leit­fa­den bie­tet eine gut ver­ständ­li­che Hil­fe­stel­lung für Anla­gen- und Netz­be­trei­ber und kann somit zu einer kurz­fris­ti­gen und qua­li­ta­ti­ven Umset­zung der Min­dest­kri­te­ri­en bei­tra­gen. 

* Das Erneu­er­ba­re-Ener­gien-Gesetz (EEG) 2023 wur­de in der Fol­ge um die Para­gra­fen 37 Absatz 1a sowie 48 Absatz 6 ergänzt. Die Min­dest­kri­te­ri­en gel­ten nur für PV-Frei­flä­chen­an­la­gen in der Aus­schrei­bung, sowie Anla­gen mit einem fes­ten Ver­gü­tungs­an­spruch. Beson­de­re Solar­an­la­gen wie Floating‑, Agri- oder Park­platz-PV sind aus­ge­nom­men. Nach Ver­öf­fent­li­chung des Solar­pa­ket I fehl­ten bis­her jedoch kon­kre­te Umset­zungs­an­wei­sun­gen, sodass sei­tens Anla­gen- und Netz­be­trei­bern unklar war, wie die Min­dest­kri­te­ri­en in der Pra­xis nach­ge­wie­sen und über­prüft wer­den soll­ten. Umso erfreu­li­cher ist es, dass das BMWK nun den oben erwähn­ten Leit­fa­den her­aus­ge­ge­ben hat. 

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