Wie viel Fläche wird gebraucht, wenn die Ausbauziele für Photovoltaik erreicht werden sollen? Auf welchen Flächen stehen Solarparks? Welchen Anteil haben Solarparkflächen an Deutschlands Gesamtfläche? Diese Fragen sollen in diesem Beitrag behandelt werden.
Inhalt
- Welche Ausbauziele für Solarenergie verfolgt die Bundesregierung?
- Wie viel Fläche wird für künftige Solarparks benötigt?
- Was wird auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut?
- Wie werden Solarparkflächen bewirtschaftet?
- Wie wirken sich Solarparks auf die Flächen aus?
- Wie werden Solarparks in der Flächenstatistik erfasst?
- Fazit
Welche Ausbauziele für Solarenergie verfolgt die Bundesregierung?
Deutschland soll bis zum Jahr 2045 vollständig klimaneutral wirtschaften. Das besagt u.a. das Klimaschutzgesetz. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, müssen Erneuerbare Energien schon bis 2030 einen Anteil von mind. 80% am Bruttostromverbrauch erreichen. Photovoltaik nimmt hierbei eine wichtige Rolle ein, denn Solarenergie ist einer der kostengünstigsten Energieträger. Entsprechend progressiv sind die Ausbaupläne: Bis 2030 brauchen wir zusätzliche 215 Gigawatt (GW) an Solarleistung. Die Perspektive ist gut: Im Jahr 2023 wurde das Ausbauziel von 9 GW um ca. 6 GW übertroffen. Nun sollen im Jahr 2024 13 GW, 2025 18 GW und ab 2026 jährlich 22 GW Leistung hinzukommen. Davon wird je die Hälfte für Freiflächenanlagen und Dachanlagen veranschlagt, so der Plan im EEG.
Wie viel Fläche wird für künftige Solarparks benötigt?
Eine gute Nachricht vorab: Deutschland verfügt über ausreichend Fläche für Erneuerbare Energieträger.
Aktuell wurden in Deutschland Solarparks mit einer Leistung von 27,3 GW installiert (Stand September 2024, Einsicht über das Marktstammdatenregister oder OpenEnergy Tracker), die etwa 40.000 Hektar Fläche beanspruchen. Jedes Jahr steigt der Wirkungsgrad von PV-Modulen. Mittlerweile erreichen gängige PV-Module für Solarparks Wirkungsgrade von 24% und mehr. Dadurch kann bei gleicher Bauweise mehr Leistung pro Fläche installiert werden. Mit der Annahme, dass zukünftig pro ein MW Solarpark ein Hektar Fläche benötigt wird, ergibt dies einen Flächenanspruch von etwa 12.000 Hektar pro Jahr bis 2030. Ein Großteil dieser Flächen werden landwirtschaftliche Flächen sein. Dies hat mehrere Gründe: Zum einen stellen landwirtschaftliche Flächen den größten Flächenanteil in Deutschland dar, s. unten. Meist werden ertragsschwache Standorte gewählt, die als Solarparkflächen eine zusätzliche Einnahme für Flächenbesitzer*innen sein können. Zum anderen ist die Errichtung von PV-Modulen auf erschlossenen Landwirtschaftsflächen aus baulicher Sicht einfacher umsetzbar als bspw. in städtischen Gebieten.
Um diesen Flächenanspruch in einen Kontext zu setzen, haben wir die Flächenaufteilung in Deutschland visualisiert: 46% der Fläche in Deutschland wird landwirtschaftlich genutzt, genau genommen 16,6 Mio. Hektar. Die restliche Fläche wird von Siedlungen, Verkehr, Wasser und Wald beansprucht.
Nimmt man an, dass im Jahr 2030 rund 95.000 Hektar Fläche für Solarparks genutzt würden, entspräche das einem Anteil von ca. 0,3% an der Gesamtfläche Deutschlands, vergleichbar mit der Größe der Insel Rügen.
Was wird auf der landwirtschaftlich genutzten Fläche angebaut?
Die 16,6 Mio. Hektar an landwirtschaftlich genutzter Fläche werden zu 82% für die Futter- und Nahrungsmittelproduktion genutzt, auf 13% werden Energiepflanzen und auf 2% Industriepflanzen angebaut.
Um das Ausbauziel für Photovoltaik zu erreichen, müsste bis 2030 lediglich etwa 0,6% der landwirtschaftlichen Fläche mit Solarparks bebaut werden. Damit liegt der Flächenanteil von PV-Freiflächenanlagen weit unter dem von Energie- oder Industriepflanzen.
Wie werden Solarparkflächen bewirtschaftet?
Die Flächen im Solarpark dienen nicht nur der Energieerzeugung, sondern werden doppelt oder teilweise dreifach genutzt. Hier gibt es unterschiedliche Flächennutzungskonzepte in Kombination mit Photovoltaik. Mit der klassischen Agri-Photovoltaik können landwirtschaftliche Kulturen mit Solarmodulen überdacht werden, was in bestimmten Bereichen wertvolle Synergieeffekte bieten kann. Sonderkulturen wie Äpfel, Kirschen oder Himbeeren, die vor Starkwetterereignissen geschützt werden müssen, profitieren teilweise von der Schutz- und Beschattungswirkung der Module.
Agri-PV-Konzepte werden zurzeit erprobt. In der EEG-Ausschreibung sind bis 2030 etwa 7,8 GW an sogenannten “besonderen PV-Anlagen” vorgesehen, wovon der überwiegende Anteil auf Agri-PV entfallen dürfte. Damit macht Agri-PV bis 2030 etwa einen Anteil von fast 14% aus.
Der Großteil des PV-Zubaus wird durch “gewöhnliche” Freiflächenanlagen realisiert werden, die ebenfalls auf landwirtschaftlichen Flächen errichtet werden. Auch hier ist eine landwirtschaftliche Nutzung der Flächen üblich und vorteilhaft, denn auch Solarparkflächen müssen z.B. durch Mahd oder Beweidung mit Schafen professionell gepflegt und bewirtschaftet werden. Wie die Flächenpflege in Solarparks umgesetzt wird, können Sie hier detailliert nachlesen. Solarparkflächen können einen dreifachen Vorteil bedeuten: Durch die landwirtschaftliche Nutzung in Form von Weidefläche oder Grünlandbewirtschaftung, durch eine Erhöhung der Artenvielfalt im Vergleich zu landwirtschaftlich genutzten Flächen, und durch die Produktion von sauberer, günstiger Energie.
Wie wirken sich Solarparks auf die Flächen aus?
Der Versiegelungsgrad bei Solarparkflächen liegt inkl. Gestelle, Wechselrichter, Speicher und sonstige Nebenanlagen bei unter 2% der Fläche und ist damit sehr gering. Die Flächen werden nicht gedüngt oder gespritzt, weshalb eine artenreiche Vegetation entstehen kann, die Insekten, Reptilien und Vögeln Futter- und Nistmöglichkeiten bietet. Der zuvor meist durch eine produktive Landwirtschaft genutzte Boden kann sich erholen; es findet eine Aufwertung der Bodenqualität statt. Ein Ziel kann auch erhöhte Humusbildung sein. Durch die schonende Bodennutzung im Solarpark wird die Wasserrückhaltefähigkeit verbessert und die Erosionsgefahr vermindert. Niederschlag erreicht durch die Abstände zwischen den Modulen auch die überbauten Bereiche.
Wie werden Solarparks in der Flächenstatistik erfasst?
In einem dicht besiedelten Land wie Deutschland ist Fläche ein kostbares Gut. Dennoch wurden laut Statistik in den vergangenen Jahren täglich rund 52 Hektar für Siedlungs- und Verkehrsflächen neu ausgewiesen – das entspricht einer Größe von täglich ca. 72 Fußballfeldern. Gemäß der in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategieformulierten Ziele sollen in den Jahren bis 2030 nur noch max. 30 Hektar pro Tag als Siedlungs- und Verkehrsfläche neu ausgewiesen werden. Hierbei stehen insbesondere auch der Schutz und die Erhaltung von landwirtschaftlichen Flächen im Vordergrund.
Flächen mit Freiflächen-Photovoltaikanlagen werden aktuell in der Flächenstatistik als Gewerbeflächen klassifiziert, weshalb sie zu Siedlungs- und Verkehrsflächen zählen. Kein Wunder, dass man die Ziele bei solchen statistischen Schwächen verfehlt. Es besteht eine regulatorische Lücke: Flächen in Solarparks werden nicht versiegelt und teilweise landwirtschaftlich genutzt, bspw. in Form von Weidehaltung oder Grünlandwirtschaft oder der Agri-PV. Auch dienen professionell gepflegte Solarparkflächen der Artenvielfalt, was z.B. eine Mahd und eine Mahdgutabfuhr mit landwirtschaftlichen Maschinen bedingt. Daher ist es sinnvoll, all diese Solarparkflächen auch als Landwirtschaftsflächen zu kategorisieren und die verzerrte Statistik zu korrigieren. Eine solche Einordnung hätte nebenbei positive Auswirkungen in Hinblick auf die steuerliche Bewertung, die bspw. bei Hofübergaben und Generationenwechsel in Landwirtschaftsbetrieben eine wichtige Rolle spielt.
Fazit
Deutschland verfügt über genügend Fläche für den Ausbau von Solarparks, der lediglich 0,3% der Gesamtfläche Deutschlands bis 2030 beanspruchen wird. Die Flächen unter und zwischen den Modulreihen können sich regenerieren, da sie weder gedüngt noch gespritzt werden. Zudem ist eine landwirtschaftliche Nutzung in den meisten Fällen möglich. Da Grünlandflächen offensichtlich keine Gewerbeflächen sind, wäre eine Einordnung von professionell bewirtschafteten Solarparkflächen als Landwirtschaftsflächen sinnvoll.