Feldstudie “Artenvielfalt im Solarpark” – Diese Artengruppen wurden untersucht

23. April 2025

Die Studie „Artenvielfalt im Solarpark – Eine bundesweite Feldstudie“ soll bestehendes Wissen zu Artenzusammensetzung und…

Jonas Uschner

© Wattmanufactur GmbH Co. KG

Feldstudie “Artenvielfalt im Solarpark” – Diese Artengruppen wurden untersucht

Biodiversitäts-Studie
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23. April 2025

Die Studie „Artenvielfalt im Solarpark – Eine bundesweite Feldstudie“ soll bestehendes Wissen zu Artenzusammensetzung und -vorkommen in PV-Freiflächenanlagen absichern sowie Behauptungen Fakten gegenüberstellen. Zu diesem Zweck wurden möglichst viele für Artenvielfalt relevante oder repräsentative Arten im Rahmen der Begehungen in insgesamt 29 Solarparks untersucht.

Alle Details und Ergebnisse der Studie finden Sie hier:

Untersuchte Artengruppen

Insgesamt haben die Studienautoren Dr. Tim Peschel und Rolf Peschel sowie die für die Studie beauftragten Gutachterbüros acht Artengruppen untersucht: Pflanzen, Heuschrecken, Tagfalter, Libellen, Amphibien, Reptilien, Vögel und Fledermäuse. Weitere Zufallsfunde, die den Biologinnen und Biologen bei ihren Solarparkbegehungen auffielen, wurden ebenfalls vermerkt. Dabei handelte es sich oft um Säugetiere wie Feldhasen.

Mit diesem breiten Spektrum an Studienergebnissen der untersuchten Arten, über Pflanzen, Insekten bis hin zu Tieren, die weiter oben in der Nahrungskette stehen, wie Fledermäuse oder Vögel, konnte gezeigt werden, was für vielseitige Lebensräume in Solarparks entstehen.

Infos pro Artengruppe:

Pflanzen

Pflanzen stellen die Grundlage für alle weiteren relevanten Tierarten dar. Abhängig von der Zusammensetzung der Vegetation siedeln sich bspw. bestimmte Tagfalterarten an oder entscheiden sich am Boden brütende Vögel dort zu leben.

Das besondere bei der Vegetation im Solarpark ist, dass durch die Artenvielfalt bspw. im Vergleich zu einer klassischen Monokultur eine längere Blühperiode besteht und daher diese Anlagen von mehr bestäubenden Insekten genutzt werden können. Insgesamt wurden 385 Pflanzenarten in den einzelnen Solarparks erfasst.

Eine weitere Erkenntnis aus der Studie ist, dass die Artenzusammensetzung der Pflanzen pro Anlage sich enorm unterscheidet. Die maximale Übereinstimmung beträgt rund 50 Prozent bei zwei Anlagen, die nur wenige Kilometer entfernt zueinanderstehen. Die Pflanzenuntersuchungen wurden fast ausschließlich durch den studienleitenden Biologen Dr. Tim Peschel durchgeführt. Sein Fachgebiet ist die Botanik. Für das Erfassen der Pflanzenarten ist er markante Stellen in den Untersuchungsgebieten abgelaufen und hat alle ihm auffallenden und identifizierbaren Arten notiert.

Vögel

Für Vögel, insbesondere solche des Offenlandes, wird oft immer noch angenommen, dass sie Solarparks meiden würden oder diese nur sporadisch besiedeln. Zudem sind sie Standard in Planungsprozessen und haben alle Arten Relevanz im besonderen Artenschutz.

Wie auch schon in vielen Untersuchungen zuvor, konnte auch unsere Studie das Gegenteil beweisen. Insgesamt wurden 32 Vogelarten erfasst, die in Solarparks brüten. 63 Arten wurden bei der Nahrungssuche beobachtet. Die Erfassungen wurden in mindestens vier Begehungen nach dem Standardverfahren nach Südbeck et al. (2005) durchgeführt. In 26 Anlagen wurden Vogeluntersuchungen durchgeführt. Besonders positive Ergebnisse wurden bezüglich der Feldlerche verzeichnet. Diese ist der mit Abstand am häufigsten in Solarparks brütende Vogel.

Bemerkenswert ist, dass immer mehr Arten die Anlagen als Lebensraum wahrnehmen. Beispielsweise die Goldammer brütet innerhalb von PV-Freiflächenanlagen. Solche Entwicklungen werden voraussichtlich durch Lerneffekte in Zukunft weiter zunehmen.

Heuschrecken

Heuschrecken können in kurzer Zeit große Bestände aufbauen. Sie stellen eine wichtige Eiweißquelle für diverse Arten dar. In der Studie konnte gezeigt werden, dass diese Artengruppe bereits kurz nach Errichtung eines Solarparks Massenvorkommen aufbauen kann. Heuschrecken halten sich in der Regel in sonnig-trockenen Bereichen auf. Doch auch Arten, bei denen dies nicht so ist, wurden im Rahmen der Studie nachgewiesen. Ein Beispiel wäre die Waldgrille, die in den eher dunklen und feuchteren Bereichen unter den Modulen gefunden wurde. Insgesamt wurden 30 Heuschreckenarten nachgewiesen. Das entspricht etwa 36 Prozent aller in Deutschland vorkommenden Arten. Die Untersuchungen zu Heuschrecken wurden in der Regel von Studienautor Rolf Peschel durchgeführt.

Tagfalter

Tagfalter sind Blüten besuchende Insekten, deren Vielfalt Rückschlüsse auf die Reichhaltigkeit des Blütenangebotes geben können. Einige Arten sind beispielsweise auch an das Vorkommen bestimmter Blüten gebunden. Über die Erfassung der Pflanzenarten ist es also möglich zu prüfen, ob im entsprechenden Solarpark ein Larvalhabitat sein könnte.

Tagfalter wurden primär über Sichtbeobachtungen mit Ferngläsern beim Durchstreifen der Anlage untersucht. In Einzelfällen wurde nach Eiern und Larven gesucht, bspw. beim Trauermantel. Insgesamt wurden 36 Tagfalterarten bei unseren Untersuchungen nachgewiesen. Dabei wurde zwar nur eine gefährdete Art gefunden, doch auch „Allerweltsarten“ nehmen in ihren Beständen stetig ab. Das Gemeine Wiesenvögelchen und der Kleine Kohlweißling wurden in allen 18 untersuchten Anlagen nachgewiesen.

Fledermäuse

Alle Arten von Fledermäusen unterliegen in Deutschland dem besonderen Artenschtz. In verschiedenen aktuellen Veröffentlichungen wird unterstellt, dass Solarparks diese beeinträchtigen würden (Barré et al. 2023, Szabadi et al. 2023, Tinsley et al. 2023).

In unseren Untersuchungen konnten wir erneut das Gegenteil zeigen: Fledermäuse fliegen Solarparks aktiv an und finden dort ein gutes Nahrungsangebot vor. Insgesamt konnten 13 Arten über ihre Rufe eindeutig identifiziert werden. Das sind über die Hälfte der in Deutschland vorkommenden Arten. In der Studie wird zudem auf die benannten kritischen Studien eingegangen und die Diskrepanz der Ergebnisse erklärt. Fledermäuse wurden über Ultraschalldetektoren in regelhaft zwei Begehungen erfasst.

Amphibien

In den Anlagen, in denen Arten von Gewässer vorhanden waren, wurde auch nach Amphibien gesucht. Dies erfolgte per Sichtbeobachtung an Land und Gewässern. Von 21 in Deutschland lebenden Arten wurden nun acht Arten in Solarparks nachgewiesen. Darunter sind auch spezialisierte Pionierarten wie der Bergmolch, die Gelbbauchunke oder die Kreuzkröte. Die Attraktivität von Solarparks für Amphibien ist zum einen auf die Verbesserung der Wasserqualität durch den Verzicht auf Dünger und Pestizide, zum anderen auf das reichhaltige Nahrungsangebot zurückzuführen. Die Untersuchungen zeigen: Grundsätzlich können die meisten bei uns heimischen Amphibien in PVA leben.

Reptilien

Von Reptilien ist bekannt, dass sie große Bestände in PV-Freiflächenanlagen aufbauen können. Einige Arten haben zudem Relevanz im besonderen Artenschutz. Die Reptilien wurden per Sichtbeobachtung in mindestens vier Begehungen erfasst. Insgesamt wurden drei Arten gefunden: Blindschleiche, Waldeidechse und Zauneidechse.

Aufgrund des vorhandenen Nahrungsangebots, der Deckung und den kleinräumig unterschiedlichen thermischen Bedingungen können Solarparks zu Quellhabitaten insbesondere für Zauneidechsen werden. An Standorten, wo zuvor keine Reptilien lebten, ist es eher unwahrscheinlich, dass sich nach Anlagenbau welche ansiedeln. Es wurden oft Anlagen untersucht, die mitten auf dem Feld stehen. Es wäre daher denkbar, Reptilien in die Anlagen einzutragen, damit sie sich dort vermehren können.

Libellen

An drei Standorten wurde in der Studie gezielt nach Libellen gesucht: Georgsdorf (Niedersachsen), Klein Rheide (Schleswig-Holstein) und Salmtal (Rheinland-Pfalz). Sie wurden in mehreren Begehungen per Sichtbeobachtung mit und ohne Fernglas erfasst. In den genannten drei Anlagen konnten 13 in den Anlagen lebende Arten nachgewiesen werden. Das sind 16,5 Prozent der 79 in Deutschland beheimateten Arten. Einen besonderen Fund stellt die Speer-Azurjungfer dar. Im Solarpark Georgsdorf, der in Niedersachsen auf einem ehemaligen Torfstich steht, wurde ein Massenbestand dieser spezialisierten Art nachgewiesen. Speer-Azurjungfern sind in Niedersachsen vom Aussterben bedroht. Der Solarpark Georgsdorf kann daher als Quelllebensraum für die Art fungieren.

Weitere Arten

Während ihren Begehungen waren alle Biologinnen und Biologen angehalten, auch weitere beobachtete Arten zu vermerken. Dabei handelte es sich in der Regel um Säugetiere. Besonders Feldhasen wurden zum Teil in großer Zahl bei sehr vielen Begehungen in Solarparks gesichtet. Aber auch Feldmäuse, Rehe und Füchse kommen in Solarparks vor.

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