Wertvolle Rückzugsorte für seltene Arten
Solarparks tragen nicht nur zum Klimaschutz, sondern auch zur Biodiversität bei. Das zeigen viele Studien und Artenzählungen zwischen und unter den Modulreihen. Ob Feldlerche, Zauneidechse oder Violetter Feuerfalter – für viele bedrohte Arten sind Solarparks zu wertvollen Refugien geworden. Anders als in ausgeräumten Agrarlandschaften findet sich dort eine Vielfalt an Blütenpflanzen und darauf spezialisierte Insekten. Davon profitieren auch zahlreiche seltene Vögel, Fledermäuse und Reptilien.
Insbesondere in Solarparks, die als Biodiversitäts-PV geplant und betrieben werden, ist der Aufbau und Erhalt einer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt ein fester Bestandteil des Konzepts.
Solarparks werten Flächen ökologisch auf
PV-Freiflächenanlagen bieten Flora und Fauna genau die Rückzugsräume, die in unserer Kulturlandschaft rar geworden sind: offene, extensiv bewirtschaftete Flächen, die weder gedüngt noch gespritzt werden. Fast die Hälfte der Fläche Deutschlands wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Monokulturen, Überdüngung, die Vernichtung von Biotopen und fehlende Brachen gelten als wesentliche Ursachen des dramatischen Artenrückgangs. Dem können Solarparks ein Stück weit entgegenwirken: Die extensive Pflege per Mahd oder Beweidung sowie der Verzicht auf Düngung und Pestizide fördern die biologische Vielfalt.
„Da sich die Bewirtschaftung während der Laufzeit der Anlagen nicht ändert, können sich stabile Populationen von Tieren und Pflanzen entwickeln und vor allem durch die Art der Bewirtschaftung auch erhalten bleiben.“
Dr. Tim Peschel, Biologe
Insbesondere auf zuvor konventionell bewirtschafteten Flächen lässt sich so die Biodiversität erhöhen – ein Solarpark ist deutlich artenreicher als etwa ein Maisacker. Und während sich auf intensiv genutztem Grünland oft nur Löwenzahn hält, kann unter und zwischen den Modulreihen eine vielfältige Flora gedeihen. Auch auf Konversionsflächen und auf Weideflächen, die aus der Nutzung fallen, hilft die Energiegewinnung per Photovoltaik, ökologisch wertvolle Offenlandschaften zu bewahren.
Studien zeigen vielfältige Flora und Fauna im Solarpark
Eine umfangreiche Untersuchung zu Auswirkungen von Solarparks hat gezeigt, dass sich der Artenreichtum dort in der Regel deutlich erhöht. Für die Studie Solarparks – Gewinne für die Biodiversität wurden Planungsunterlagen von insgesamt 75 Solarparks untersucht. Außerdem wurde die Flora und Fauna in drei brandenburgischen Solarparks erfasst. Hierbei ließen sich rund 60 Prozent aller 58 im Bundesland vorkommenden Heuschreckenarten nachweisen. Darunter waren spezialisierte und hochgradig gefährdete Arten wie die Italienische Schönschrecke oder die Blauflügelige Sandschrecke. Unter den 44 erfassten Tagfaltern fanden sich ebenfalls äußerst seltene Arten wie der Violette Feuerfalter oder der Kurzschwänzige Bläuling. Die Ergebnisse bestätigen Untersuchungen in England, wo in elf Solarparks höhere Artenzahlen bei Tagfaltern und Hummeln nachgewiesen wurden als auf umliegenden Agrarflächen.
Artenzählung in bestehenden Solarparks
Der “Lebensraum Solarpark” war das Hauptthema des GEO-Tag der Natur 2021. In insgesamt sieben bestehenden Solarparks wurden durch qualifizierte Biologinnen und Biologen an zwei Tagen die Flora und Fauna erfasst. Die Ergebnisse der Artuntersuchung zeigen, dass die großen Flächen von Solarparks einen wichtigen Quelllebensraum für bedrohte Tier- und Pflanzenarten darstellen können. Die Untersuchungen wurden im GEO-Magazin (Ausgabe November 2021) vorgestellt, in einem Hintergrundpapier zusammengefasst und vom bne als Steckbriefe für jeden untersuchten Solarpark veröffentlicht. Bei allen untersuchten Parks handelt es sich um Bestandsstandorte mit jeweils unterschiedlichen Artenschwerpunkten, an denen sich aus verschiedenen Gründen artenreiche Lebensräume entwickelt haben. Die Untersuchungen zeigen, dass sich aufgrund der Störungsarmut in den Solarparks, des Verzichts auf Pflanzenschutzmittel/Düngung und der extensiven Bewirtschaftung artenreiche Lebensräume entwickeln. Neben vielen seltener werdenden Arten wurde beispielsweise in einem Solarpark in Brandenburg sogar der vom Aussterben bedrohte Steinschmätzer (Rote-Liste-Kategorie 1) nachgewiesen.
Die Untersuchungen der Flora und Fauna in artenreichen bestehenden Solarparks hilft dabei, Rahmenbedingungen und wirksame Maßnahmen zu identifizieren, um bei neuen und von vorne herein als Biodiversitäts-PV angelegten Solarpark-Planungen die Entwicklung artenreicher Lebensräume zu unterstützen.
Gute Planung erhöht die Biodiversität
Mit der Selbstverpflichtung „Gute Planung von PV-Freilandanlagen“ des Bundesverbands Neue Energiewirtschaft (bne) orientieren sich Konzeption und Betrieb von Solarparks unter anderem an der Erhöhung der biologischen Vielfalt. Wie das im Einzelfall gelingt, wird im Planungsprozess und gemeinsam mit Naturschützerinnen und Naturschützern sowie mit denjenigen, welche die Flächen im Solarpark pflegen, erörtert. So lässt sich ein gutes Konzept entwickeln, das zu den Gegebenheiten eines bestimmten Standorts passt. Bei der Pflege der Flächen dürfen keinerlei Gifte oder Dünger verwendet werden. Anpflanzungen erfolgen mit insekten- und vogelfreundlichen Sorten. Es wird gebietsheimisches Saatgut verwendet. Die Ansiedlung von Insekten und Vögeln wird zudem durch Nisthilfen unterstützt. Je nach Schutzziel wird eine Besonnung erreicht, die möglichst biodiverse Lebensräume fördert. Ein großer Abstand der Modulreihen kommt zum Beispiel Zauneidechsen und bestimmten Heuschreckenarten zugute. Strukturvielfalt durch Abschnitte mit engeren Reihenabständen kann hingegen Lebensräume für Amphibien begünstigen.
Eine schonende Mahd oder Beweidung durch Schafe erhält Lebensräume wie beispielsweise Trockenrasen. Auch andere landwirtschaftliche Nutzungen wie Geflügelhaltung, die Gewinnung von Bioheu, Imkerei oder der Anbau von Nutzpflanzen durch Gärtnereien sind in Solarparks möglich. Derartige Mehrfachnutzungen ermöglichen eine extensive Bewirtschaftung in Kombination mit Natur- und Klimaschutz. Gut geplante Solarparks werden so zu einem Gewinn für alle.